Seit ihren Anfängen in den frühen 50er Jahren ging es bei den Baden-Badener Unternehmer Gesprächen darum, zukünftige Spitzenkräfte der deutschen Wirtschaft umfassend auf ihre herausgehobene und übergreifende Verantwortung im Unternehmen und in der noch jungen Demokratie der Bundesrepublik vorzubereiten.
Nach Diktatur, Krieg, Vernichtung und Vertreibung galt es zudem, den „quantitativen und qualitativen Mangelerscheinungen beim Nachwuchs für leitende Positionen in der Industrie … dauerhaft entgegen zu wirken“, wie es in dem an die deutsche Industrie gerichteten Aufruf zur Gründung einer Gesellschaft zur Förderung des Unternehmernachwuchses, dem Trägerverein der BBUG, hieß. Denn, so hieß es weiter, "die immer stärkerwerdende Dynamik unserer technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung stellt gerade an diese Kräfte nicht geringere, sondern immer größere Anforderungen in Bezug auf Charakter, Wissen, Bildung und Haltung. Von der Qualität der Spitzenkräfte der deutschen Wirtschaft wird jedoch das wirtschaftliche Schicksal jedes einzelnen Unternehmens, der Volkswirtschaft und nicht zuletzt die wirtschaftspolitische Konzeption der Zukunft abhängen."
Damals war auch die marktwirtschaftliche Wettbewerbsordnung noch nicht nachhaltig akzeptiert und ordnungspolitisch gefestigt. Zwar hatte die Regierung, allen voran Ludwig Erhard, die Soziale Marktwirtschaft etabliert. Auf dem ordnungspolitischen Gerüst der Freiburger Schule aufbauend bekam die freie Marktwirtschaft eine zunehmend wettbewerbsfördernde und sozialpolitische Prägung. Aber vom Erfolg dieses Wirtschaftsmodells waren damals längst nicht alle Deutschen überzeugt. Darum war damals die Unterstützung des neuen Weges durch jene, die Verantwortung trugen, besonders wichtig. Dazu gehörten auch die GründerInnen und maßgeblichen Repräsentanten der BBUG wie Wilfried Guth oder Wolf-Dietrich von Witzleben.
Die 30 Gründungsunternehmen sowie die an der Gründung wesentlich beteiligten Verbände BDI, DIHT und BDA waren sich darüber einig, dass die BBUG „zwar in engster Verbindung mit dem BDI stehen muss, aber nicht Glied des BDI sein darf. Der BDI ist eine gemeinsame Interessenvertretung der deutschen Industrie, während die sich mit dem unternehmerischen Nachwuchs befassende Institution einen eindeutig gemeinnützigen Charakter tragen muss.
Inhaltlich hat man sich bei der Gründung dieses ersten deutschen, wie man heute sagen würde: Executive-Education-Programms von vornherein an den besten Vorbildern amerikanischer und britischer Business Schools orientiert. Zugleich aber wollte man sich in einem Punkt wesentlich von diesen unterscheiden: Statt akademischer Vorträge hauptamtlicher Lehrkräfte und der Behandlung von Case-Studies sollte das persönliche Gespräch im Mittelpunkt stehen, der Dialog mit herausragenden PraktikerInnen aus Unternehmensleitungen, Politik, Wissenschaft und Kultur.
Vorrangige Ziele waren von Anfang an die Entwicklung der Persönlichkeit und die Vermittlung von praktischem Wissen, das verankert sein sollte in persönlicher Erfahrung und eingebunden in den weiteren Kontext unternehmerischen Handelns in der Gesellschaft. Die „Beeinflussung der Wirtschaftlichkeit von der Technik her“ oder die „Beeinflussung des Marktes (Marktausweitung)“ waren dabei genauso Themen der ersten BBUG-Programme wie „Die mitmenschliche Aufgabe des Unternehmers“ und „Der Unternehmer in der Kultur der Gegenwart“.
Seit den 50er Jahren wurden über 140 sogenannte Hauptgespräche in Baden-Baden und unzählige Fortsetzungsgespräche in europäischen Hauptstädten durchgeführt. Mit mehr als 120 Mitgliedsunternehmen und über 3.000 AbsolventInnen sind die BBUG heute die wohl renommierteste und bedeutendste Alumni-Organisation der deutschen Wirtschaft.
Viele namhafte UnternehmerInnen, nachhaltig prägende VorständInnen und herausragende Führungspersönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte haben irgendwann in ihrer Karriere an den Unternehmergesprächen teilgenommen. Viele Wendepunkte der jüngeren deutschen Geschichte und die Bewältigung vieler grundlegender Krisen und Herausforderungen wurden von Baden-Baden aus im Dialog begleitet.
Und nach wie vor gelten die BBUG als die beste Möglichkeit, zukünftige Spitzenkräfte der Wirtschaft für die – wie es schon 1955 hieß – „immer größeren Anforderungen in Bezug auf Charakter, Wissen, Bildung und Haltung“ zu rüsten.