Die Wahl des Themas „Der Westen” für die dritte Ausgabe unseres Magazins erschien uns aus dem, was uns derzeit in den Programmen der BBUG bewegt, als folgerichtig. Die Ereignisse auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2025 unterstreichen die Dringlichkeit, sich mit dem Thema zu befassen: Als der amerikanische Vizepräsident JD Vance die Regierungen der EU als Bedrohung für demokratische Werte bezeichnete und Trump eigenmächtige Verhandlungen mit Putin ankündigte, wurde die prekäre Lage Deutschlands und Europas schonungslos offengelegt. Schon länger hat der Begriff des „Westens” als analytische Kategorie an Bedeutung verloren. Die neue Weltordnung ist multipolarer, transaktionaler, flexibler. Gleichwohl: Es geht um mehr als nur Außenpolitik – es geht um fundamentale Fragen: Wie definieren wir gemeinsame Werte und Interessen in einer multipolaren Welt? Wie sichern wir technologische Souveränität und gestalten Industriepolitik? Deutschland und Europa sind für diese neue Realität schlecht vorbereitet: mental wie in Bezug auf die materiellen Machtressourcen.
Dies zeigt sich auch in der Alumni-Umfrage, die Sie im Heft finden. Die Befragung mit über 500 Antworten macht deutlich: Deutschland und Europa stehen an einem Wendepunkt. Die drängenden Herausforderungen bieten zugleich konkrete Chancen für einen Aufbruch. Besonders auffällig: Die neue Bundesregierung wird von vielen als potentieller Katalysator für überfällige Reformen gesehen. Gleichzeitig mahnen die Befragten generationenübergreifend, dass ein Regierungswechsel nicht ausreicht. Vielmehr brauche es eine grundlegende Modernisierung von Staat und Wirtschaft. Die Teilnehmenden identifizieren dabei klare Prioritäten: Die internationale Wettbewerbsfähigkeit muss gestärkt, Bürokratie abgebaut und die digitale Transformation – insbesondere im Bereich KI – vorangetrieben werden. Als Schlüsselkompetenzen für die kommenden Jahre nennen sie vor allem Anpassungsfähigkeit, digitale Expertise und starke Führung. Bemerkenswert ist der generationenübergreifend nüchterne Blick auf die geopolitische Lage: Das Ende der „Friedensdividende” wird als Realität akzeptiert. Die Umfrageteilnehmer sehen die Notwendigkeit einer stärkeren europäischen Integration und Verteidigungsfähigkeit. Und ein roter Faden zieht sich durch die über 500 Antworten: Deutschland muss seine traditionellen Stärken – Innovationskraft, technologische Exzellenz und gesellschaftlichen Zusammenhalt – neu aktivieren, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern.
Wir blicken im Heft aber auch auf innovative Produkte, auf die Frage, wie man Klimaschutz sozialgerecht gestalten kann, oder fragen junge Alumni nach ihren Erfahrungen bei den BBUG. Wir hoffen, dass Ihnen dieses Heft relevante Inhalte, neue Impulse und unkonventionelle Ideen liefert – so wie wir sie auch in unseren Programmen vermitteln wollen.
Wir freuen uns sehr darüber, dass viele Rednerinnen und Redner unserer Programme in Baden-Baden, Berlin oder im Ausland auch als Autorinnen und Gesprächspartner unserer Magazine mitwirken. Dies ist nicht selbstverständlich, und wir danken ihnen herzlich für dieses Engagement. Ebenso danken wir den Mitgliedsunternehmen, die diese Ausgabe unterstützt haben!
Viel Freude bei der Lektüre des Magazins!
Die Umfrage stand allen BBUG-Alumni offen. Die Ergebnisse beruhen auf 509 Antworten.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin Vera Songwe, der Senior Fellow des Center for American Progress Michael Werz und die Expertin für europäische und internationale Politik Daniela Schwarzer diskutieren die Frage, welche Regeln und Werte in einer sich neu ausrichtenden Welt noch gelten und welche bald gelten könnten.